Lebensweg

Willy Dinner – Consulter und Kunstmaler
(aus „VON UND ZU WERDENBERG – 45 Lebenswege“ von Peter Fuchs, Pascal Tischhauser, Oliver Häberlin)

Vom Bergsteigen, 2000 Kilometer tief in der Sahara, vom Arbeiten und vom selber Bierbrauen erzählt Willy Dinner in seinem Atelier oberhalb von Azmoos.
Im Cheminée brennt ein Feuer, davor schmilzt auf einer mit Alufolie eingewickelten Steinplatte Raclette-Käse.
„Sbrinz! – Zwei Kilo Sbrinz nehme ich mit auf meine Reisen. Den kannst du drei Wochen mittragen, der stinkt nicht“, erklärt der einstige Danzas-Finanzverantwortliche für die Region Buchs und die Ostländer.
Um fünf Uhr früh ist er schon von seinem Wohnhaus in Buchs aufgebrochen, um hier oben zu malen.
„Alles aus der Erinnerung“, spottet Dinner und zeigt auf einen der unzähligen Akte, die im Atelier herumstehen.

„Eigentlich war es eine Wette. Ich bin beim Bergsteigen einmal 60 Meter in die Tiefe gestürzt und habe mir beide Beine gebrochen. Es dauerte ziemlich lange, bis ich wieder normal laufen konnte.“

Des Bergsteigens überdrüssig war Dinner da aber noch nicht.
„Als Motivation zum Weitermachen habe ich dann eine Expedition in den Himalaya organisiert.“

Einschneidend waren für Dinner die Erlebnisse bei einem grösseren Filmprojekt am Weisshorn.
„Von da sind wir fast nicht mehr zurückgekommen. Wir haben die ganze Filmausrüstung – alles – verloren.“
Seit diesem Erlebnis habe er vom Filmemachen genug, erklärt Dinner, der heute im Werdenberg eine eigene Consulting-Firma führt.

„Also, die Wette: Ich dachte, suchst dir etwas weniger Gefährliches und sagte zu einem Freund, ich glaube, ich male.
‚Du und malen?‘, war seine Antwort. So wurde gewettet. Wenn ich innerhalb eines halben Jahres nicht hundert Bilder gemalt habe und damit eine Ausstellung mache, schulde ich dir einen Kofferraum voll Champagner. Wenn ich es schaffe, du mir.“

Die Wette galt. Und Willy Dinner schaffte es.

„Waren nicht alle Bilder besonders gut“, muss er zugeben. „Aber ein gutes Training war es.“

Andere „visuell teilnehmen lassen“, das ist es, was Dinner möchte. Schon immer. So mit zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren hat er fotografiert; später mit Bergfreunden zusammen Filme gedreht. – Bis zum Weisshorn. – „Fünf oder sechs. Bis ich Fliegen gelernt habe. Zwei, drei Unfälle.

Apropos Fliegen. Den Flugschein habe ich auch gemacht. Ich bin mit einer einmotorigen Maschine….“, springt Dinner vom Eiger in ein Flugzeug am Golf von Mexiko.

Er hat viel gemacht, konnte nicht anders als Machen und ist auch heute noch nicht ruhiger geworden. Gemütlich ist er aber trotzdem. Streicht den zerlaufenen Raclette-Käse auf die Teller, schenkt Weisswein nach und schildert die schöne Abendstimmung hier oben bei seinem Atelier im Matug.

„Das habe ich einem Zürcher Architekten abgekauft.“

Aufgewachsen ist Dinner in Salez. Sein Vater war Posthalter im Dorf, und Willy machte als Jugendlicher jeweils die Ferienablösung für den Briefträger. Bei der Teppichfabrik Nüesch in Sennwald, absolvierte er eine KV-Lehre, danach kam er zur Danzas, wo er mit den Jahren immer höher aufstieg, aber zuletzt eine noch bessere Stellung ablehnte.

„35 Jahre sind genug.“ Er habe ja während seiner Zeit bei Danzas gar nicht sagen dürfen, was er in seiner Freizeit Gefährliches tue, lacht Dinner.

„Ich habe meine Frau einmal gefragt: Wie hast du das nur so lange ausgehalten. Die Woche hindurch immer für Danzas unterwegs und am Wochenende mit Kollegen in die Berge. Nie gewusst, ob ich wieder nach Hause komme. Ich selbst hätte das ja nie ausgehalten. Meine Frau antwortete nur: ‚Du hast es mir ja von Anfang an gesagt, ich wusste, worauf ich mich da einlasse‘.“

Mittlerweile ist Dinners Freizeitbeschäftigung weniger gefährlich. Entstanden sind im Matug Aktmalereien und Landschaftsbilder. Dinner hat hier auch eine Sonnenuhr für ein Schulhaus in Gams gefertigt. Stolz ist er vor allem auf seine Steinsetzungen an der Ostküste Kanadas.

„So, jetzt hole ich noch eines meiner selbst gebrauten Biere, wird dir schmecken.“
Es schmeckte nach Kristallfunden beim Bergsteigen, einem Fluchtversuch nach Ahaggar, nach der Expedition durch den Himalaya und nach Flugzeugbenzin einer Einmotorigen… – Und es wurde spät.

Art-Matug